Donnerstag, November 09, 2006

schwester, reichen sie mir den dosenöffner!

ich habe festgestellt, dass ich in einer konservierten welt lebe, seitdem ich nach tübingen gezogen bin.
mein umgang mit freunden ist konserviert - in e-mails, posts und foren.
mein essen in kleinen döschen portioniert.
meine lernzeiten organisiert, die vorlesungen wohl dosiert, konsumiert, verdaut, auf reinschrifften verpackt und in ordnern (was wohl?- ratet mal - richtig!) konserviert.
ich besitze eine konservoerte umwelt (grünpflanzen), konservierte urlaubsziele (kakteen), konservierte romantik (kerzen und pralinen), konservierte nähe (kuscheltiere), sogar ein konserviertes haustier (guppy im glas). alles klein und geordnet, sodass es sich auf den 13qm, die mir zur verfügung stehen unterkriegen lässt.

all dies ist mit kleinen benutzanweisungen versehen, sichtbar oder nur in gedanken. es folg alles seinem geordneten
ablauf:

impuls --> objekt --> aufbereitung --> konsum --> entsorgung --> platz für neuen impuls

im konkreten beispiel würde das heißen:
hunger --> fertignudeln (für eine person portioniert) -->mit kochendem wasser übergießen, umrühren, 3min. warten --> verzehr u.u. sogar genuß zu nennen (denn es ist nicht auszuschließen, dass auch meine geschmacksnerven degenerieren) -->müll wegbringen, verdauen, ausscheiden --> noch einen kaffee?

mein verstand degineriert! er stumpft ab! folgt mustern! die kreativität beschränkt sich nur noch auf klar deffinierte bereiche in kleinen portionierten maßeinheiten pro tag.
täglich sind nicht mehr als 60min. vorgesehen. denn wann sollte ich lernen, wenn ich mich um mein geistiges wohlbefinden kümmere (bzw. um den wahnsinn, den ich zum wohlfühlen brauche)?
für diesen eintrag geht schon mal 1/5 drauf. 20min.
rest e-mails, freunde, informationskonsum.

ich will aber keine sardine sein! eingesperrt in eine dose voll von mentaler, aromatisierter tomatensoße! ich will ins freie meer der sinn! will plantschen, schwimmen, tauchen! ich will anderen sardinen begegnen, die sich auch wie bekloppt über ihr dosenloses-dasein freuen.

an dieser stelle sollte ich schluss machen: nur noch 10min. kreativitätskapazität für heute übrig und ich hab grad die gloreiche idee, eine religion zu gründen, basierend auf dem warten auf die ankunft des allmächtigen dosenöffners! und ich muss noch ganz schnell die 42 gebote dieser religion konstruuieren und festhalten. damit die eine stunde morgen für das prädigen von der "vorborgenen, einsamen sardine in uns" verwenden kann...

1 Kommentar:

Anonym hat gesagt…

Gotova predloshit na vibor: konservnij nosh - obi4nij, giljotinu: obrubit nenushnuju probku u zakuporivshejsja chakri, vozdushnij sharik: nu eto tak dlja podnjatija nastroenija, shivoj pilesos-otkrivashku-etc, prjamo kak v pjatom elemente, ili samij prostoj variant http://www.fritz-berger.de/mb3_media/1/561/0/1/9/406000.jpg